Gut investiert

Im Mai vergangenen Jahres sprach die Firma Gräf Granit von einer Investitionsoffensive in Höhe von 1,2 Mio. € bis 2010. Auf der Hausmesse des Unternehmens im November 2007 erkundigte sich Naturstein nach dem Stand der Dinge.

Die Hausmesse stand unter dem Motto »Steinerne Zeugen«. Gräf stellte ein großes Sortiment an Einzelsteinen und kompletten Grabanlagen aus. Dem Trend entsprechend fanden die im Innen- und Außenbereich ausgestellten 30 Urnengrabanlagen große Beachtung, Bild 1.»Besonders in den neuen südlichen Bundesländern ist die Nachfrage nach Urnensteinen und Urnengrabanlagen gegenüber den konventionellen Grabanlagen beachtlich gestiegen«, so Geschäftsführer Roland Gräf. Mit neuen Materialien und vom Designer gestalteten neuen Formen und Ornamenten baut Gräf seine Marktposition weiter aus. Gräf fertigt zu 80 % nach Kundenauftrag, fast immer mit Ornament. Importierte Steine werden nicht als Handelsware weitergegeben, sondern immer noch bearbeitet.

Neue Logistikhalle Gräf investiert in zwei Schritten. Der erste Schritt ist mit der Errichtung einer neuen Logistikhalle und einer Büroerweiterung abgeschlossen. Die 900 m² große Logistikhalle ermöglicht
den Umschlag aller Waren aus der Eigenfertigung und dem Import, Bild 2. Sie ist mit einem Hallenkran ausgerüstet; die Ladeflächen der werks – eigenen Lastzüge können boden eben mit Flurförderzeugen befahren werden. Mit der neuen Halle verbessern sich die Arbeitsbedingungen ganz erheblich. Bisher mussten die Umschlagarbeiten im Freien durchgeführt werden – eine nicht gerade angenehme Aufgabe, wenn das Fichtelgebirge im Winterhalbjahr unter einer meterdicken Schneedecke versinkt. Mit der Büroerweiterung wurden die Arbeitsbedingungen in der Fertigungsvorbereitung verbessert und die Bereiche Eigenfertigung und Import voneinander getrennt.

Bei Gräf wurden und werden die Investitionen durch das Land Bayern, die örtlichen Kommunen und Wirtschaftsfördereinrichtungen unterstützt, dienen sie doch letztendlich der Erhaltung von Arbeitsplätzen in einer verhältnismäßig strukturschwachen Region. Zur Hausmesse war deshalb auch reichlich Politik- und Wirtschaftsprominenz vertreten, die sich vom ersten Teil der Investition überzeugte, Bild 3.

Sägeanlage CSA 567–I Der zweite Investitionsschritt wird die Installation der vollautomatischen Sägeanlage CSA 567-I sein. Hersteller der Anlage ist die Burkhardt GmbH aus Bayreuth. Burkhardt besitzt bereits ausgezeichnete Erfahrungen bei der Entwicklung und dem Einsatz spezifischer Sägeanlagen. Bei Gräf wird es eine neue Variante geben. Die Sägemaschine – als Halbportal ausgeführt – verfährt über einer bodenebenen mit 15 mm dicken Gummischicht belegten Bänkefläche von 18,00 m Länge und 6,50 m Breite. Die Arbeitsvorbereitung erfolgt im Büro. Das Werkstück wird zeichnerisch erfasst; außerdem wird ein Auftragszettel mit allen relevanten Daten ausgedruckt. Ein so genannter Materialvorbereiter nimmt den Auftragszettel und prüft, ob eine entsprechende Tranche vorhanden ist oder vom Rohblock gesägt werden muss. Der Auftragszettel kommt auf die Tranche; diese wird zum Erfassungsplatz der Sägeanlage transportiert, wo sie digital erfasst wird. Der Bediener der Sägeanlage legt die Tranche auf die Bänkefläche, entnimmt online das zugehörige Werkstück aus der Arbeitsvorbereitung und positioniert das Werkstück auf der Tranche. Durch eine personelle optische Kontrolle vor Sägebeginn wird verhindert, dass sich im Werkstück Fehlerstellen befinden, die nicht von der Digitalkamera erfasst wurden. Die Säge bringt mit ihrem Drehsupport beliebige in der x-y-Ebene liegende Schnitte ein und vereinzelt mit stabilen Saughebern Teile, bei denen sich die Schnitte recht- oder schiefwinkelig berühren. Ein Eingreifen von außen mit am Kran befindlichen Saughebern ist nicht mehr notwendig. Reststücke werden mit einem Code versehen, im Computer erfasst, im Lager abgelegt und stehen jederzeit zur Weiterverwendung ohne erneute Digitalisierung zur Verfügung.

Naturstein wird die Anlage nach erfolgreicher Inbetriebnahme besichtigen und darüber berichten. Spaß am Rande Gräf ist auch immer für einen Spaß bereit und lockert so den manchmal grauen Steinmetzalltag auf. Zu den Fichtelgebirgssteintagen 2001 »meißelte « er die letzte Deutsche Mark in Stein, zur Erinnerung an all diejenigen, die sich so schwer von ihr trennen wollten, Bild 4. Jetzt stand eine Skulptur im Raum, Bild 5 – ein Überbleibsel der Messeexponate seines indischen Lieferanten von der Stone+tec ’07. Neunmal befragte Roland Gräf Besucher, welchen Politiker die Skulptur verkörpern könnte, und erhielt immer eine falsche Antwort. Erst der zehnte befragte Besucher tippte auf Adenauer, ausgerechnet ein Ossi – nämlich ich selbst.

Quelle: Naturstein 2/2008


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